KKC beim Bundesgesundheitsminister

» Artikel veröffentlicht am 21.12.19, von

Am 29.10.2019 hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die MittelstandsAllianz empfangen.

Für das KrankenhausKommunikationsCentrum (KKC e.V.) nahmen der Präsident Manfred Kindler und die Vizepräsidentin Heidemarie Hille teil.

Nach der Begrüßung durch den Minister, der Einführung in diverse Themen durch den Präsidenten des BVMW Mario Ohoven, wurde die Fragerunde durch das KKC eröffnet.

Der Krankenhaus-Report 2019 listet auf 360 Seiten eine Fülle von Problemstellungen auf, allerdings nur mit dem Schwerpunkt digitales Krankenhaus: Digitalisierungsgrad, Investitionsfinanzierung, Wandel Berufsbild Arzt, Pflege 4.0, Patientensicherheit und Telemedizin. Wir vom KrankenhausKommunikationscentrum (KKC) widmen uns heute u.a. als Vermittler zwischen den Gesundheitsbranchen hingegen drei dringendsten übergeordneten Baustellen:

  • dem speziellen Thema der Betreuung von Intensivpatienten mit Tracheostoma durch den Hausarzt (Heidemarie Hille)
  • den geringen Erfolgen im Hygienemanagement, damit verbunden die grassierende Antibiotika-Resistenz (Manfred Kindler)
  • sowie der katastrophalen Datensicherheit in deutschen Krankenhäusern und Arztpraxen (Manfred Kindler)

Dies sind übergeordnete Baustellen die nicht nur unsere Mitglieder, sondern auch die Beschäftigten im Gesundheitswesen sowie Patienten sehr beschäftigt. Schlechtes Hygienemanagement betrifft im schlimmsten Fall viele bis alle Menschen; die miserable Datensicherheit hat in den letzten Wochen mehrfach für negative Schlagzeilen gesorgt und die „Geldmaschine“ bei z.B. Tracheostoma Behandlungen.

Das Thema Patienten mit Tracheostoma in der Hausarztversorgung steht im Entwurf ,,Reha- und Intensivpflege-Stärkungsgesetz“ im Focus, wie sicherlich auch weitere ähnliche Krankheitsbilder der außerklinischen Intensivpflege, bei denen ebenfalls Fehlanreize und Missbrauchsmöglichkeiten bestehen oder nach Meinung von Lobbyisten insbesondere bei der ambulanten Versorgung Qualitätsprobleme durch eine Fehlversorgung bestünden. Hohen Kosten für die Versichertengemeinschaft als auch angebliche Einbußen bei der Lebensqualität der Betroffenen stehen beim genannten Krankheitsbild offiziell im Vordergrund und die Entwöhnung von der künstlichen Beatmung leider viel zu sehr im Hintergrund. Doch niedergelassene Ärzte aus der direkten Betreuung dieser Patienten weisen darauf hin, dass circa 60 Prozent der Patienten erfolgreich entwöhnt werden können. Der enorme zeitliche und persönliche Einsatz der Ärzte für diese Aufgabe ist allerdings nicht ausreichend finanziert (selbst im Großraum Hannover beträgt der Aufwand ca. 30-45 Minuten pro Patienten). Ebenso fordern viele unserer Mitglieder eine bessere Berücksichtigung dieser Aufgaben im Ausbildungskatalog. Direkte Gespräche zwischen den zuständigen Gremien und den Ärzten haben laut vielen unserer Mitglieder bisher wenig Erfolg gezeigt; eine ethische Grundhaltung der Verbände den Patienten gegenüber sei häufig nicht vorhanden bemängeln betreuende Ärzte. Der KKC empfiehlt zum Nutzen der Betroffenen dieses Thema detaillierter zu betrachten und Versorgungsstrukturen zu vernetzen. Minister Spahn erläuterte die Bandbreite der aktuellen Kosten und sprach sich dafür aus diesen Punkt noch einmal genauer zu betrachten. Schon am nächsten Tag gab es eine kurze Pressemitteilung vom BMG zu diesem Thema mit dem Hinweis auf detailliertere Überprüfung des Entwurfes.

Zu Arzneimittelresistenzen und Krankenhaushygiene weist das KKC auf eine Veröffentlichung einer Koordinierungsgruppe der Vereinten Nationen (UN Interagency Coordination Group on Antimicrobial Resistance) hin, in der von einer „möglicherweise katastrophalen Arzneimittelresistenzkrise“ berichtet wird. Auch die Zahlen auf der BMG Webseite zu jährlichen Erkrankungen in Deutschland an Krankenhausinfektionen (400.000 – 600.000 Patienten) die zu einem Teil vermieden oder beeinflusst werden können, sind erschrecken hoch. Etwa 10.000 bis 15.000 Menschen versterben laut aktuellen Schätzungen aus Studien jedes Jahr in Deutschland an Krankenhausinfektionen.

Es gibt viele Aktivitäten wie „Aktion Saubere Hände“, DART 2020, Infektionsschutzgesetz, KRINKO-Empfehlungen, RKI-Kommission ART, VDI-Richtlinie 5706 usw., allerdings zeigt sich nur eine unbefriedigende Breitenwirkung „an der Front“ der Akteure im Krankenhaus.

Das KKC hat Mitglieder aus dem Pflegebereich, der Medizintechnik, Kliniktechnik, IT und, über Kooperationen, Verwaltungsleitung und niedergelassene Ärzte (Heilwesen Netzwerk) und möchte eine interdisziplinäre Kampagne mit Einbindung aller relevanten Akteure in Round-Table-Gesprächen, Seminaren, Workshops, Fortbildungen und anderen Events starten. Dazu haben wir die Unterstützung des BMG erbeten, ebenso u. a. auch Kontakt zu weiteren Ansprechpartnern und die Frage nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten durch den Minister gestellt.

Die Datensicherheit im Gesundheitswesen wird schon länger in unterschiedlichen Veröffentlichungen zur IT-Sicherheit im Gesundheitssektor bemängelt und es wurde festgestellt, dass ein hoher Anteil an Ärzten leicht zu erratende Passwörter wie „Behandlung“ oder den Namen des Arztes verwendet. Zudem finden sich von ca. 9 Prozent der Arztpraxen und sogar von 60 Prozent der Kliniken E-Mail- und Passwort-Kombinationen im Darknet. Trotzdem wiegen sich Ärzte beim Thema Cybergefahren in Sicherheit. Immer wieder wird festgestellt, dass in jeder zweiten Praxis Mitarbeiter eine potenziell schadhafte Mail öffneten, 20 % klickten sogar auf einen Link oder öffneten den Anhang. Ein Test der Mailserver mit dem Analysetool Cysmo ergab: „Von knapp 1.200 untersuchten niedergelassenen Ärzten waren nur fünf (0,4 Prozent) hinsichtlich der unterstützten Verschlüsselungsmethoden auf dem vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) empfohlenen Stand der Technik.“ Auch auf dem Gebiet des Datenschutzes und der Datensicherheit (z.B. Ransomware) ist bisher in der Breite der Anwender im Gesundheitswesen nur wenig Bewusstsein festzustellen.

Das KKC empfiehlt den Einsatz von kollegialen Risikoaudits, wie dies schon 1999 in Vorbereitung auf die Jahr2000-Gefährdung der Medizinprodukte (Aktion Krisenstab 2000) erfolgreich eingesetzt wurde, ebenfalls unterstützt durch Round-Table-Gespräche, Seminare, Workshops, Fortbildungen und öffentliche Kampagnen koordiniert mit den relevanten Akteuren (Datenschützer, IT-Manager, Hersteller etc.) Zur Bitte nach Unterstützung vom BMG verweist der Minister auf die Förderprogramme für Krankenhäuser und die Möglichkeit dort Kooperationen einzugehen.

Zu einigen im Eingangswort des Ministers angesprochene, für das KKC sehr wichtige Themen, erbaten wir zur detaillierten Besprechung einen Folgetermin.

Fortgeführt wurde die Fragerunde dann mit dem Themenblock Digitalisierung und Gesundheit. Hier wurden aktuelle Probleme vom Bundesverband der digitalen Wirtschaft, dem Bundesverband Breitbandkommunikation und vom Branchenverband der Biotechnologie-Industrie angesprochen.

Herr Bundesminister Spahn bekräftigte, dass es ihm sehr wichtig sei, möglichst viele Prozesse zu digitalisieren und damit die Handhabung für die Betroffenen (wie z.B. bei der elektronischen Krankmeldung) zu vereinfachen. „Zettelwirtschaft“ sei nichts was er befürworte, so der Bundesminister. Dies wurde besonders deutlich, als er auf die überbordende Bürokratie im Abrechnungsverfahren von Krankentransporten angesprochen wurde. Herrn Oertel, Bundesverband Taxi und Mietwagen, wurde hier die Unterstützung für die Vereinfachung solcher Prozesse angekündigt. Bei einigen Fragen und Hinweisen gab es zwar Verständnis vom Bundesminister, jedoch verwies er bei jenen Themen auf das BMVI bzw. auf das BMAS., dort liege die Zuständigkeit dafür. Man war sich einig, dass man in einem engen Austausch bleiben und auch darauf aufbauend Folgetermine vereinbaren werde.

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